Interview zum Berufsbild Industriemechaniker
1. Was war der Grund, weswegen du dich für deinen Beruf Industriemechaniker entschieden hast?
Gelernt habe ich den Beruf Industriemechaniker ohne eine spezielle Fachrichtung. Gegebenfalls könnte man die Fachrichtung Maschinenbau (TRUMPF) erwähnen. Ich habe durch die Realschule diverse Praktika absolvieren können und so einen Einblick in das Berufsleben bekommen. Ich war schon immer technisch interessiert und auch der Technikunterricht in der Schule hat mich immer fasziniert und mir viel Freude bereitet. Da ich hier sowohl kreativ sein konnte, als auch handwerklich etwas erschaffen konnte. Beworben habe ich mich tatsächlich aber auf diverse Berufe, wie z.B. Immobilienkaufmann oder auch als Mechatroniker bei der Deutschen Bahn. Durch mein Praktikum bei der EnBW habe ich aber festgestellt, dass der Bereich der Elektronik mir eher nicht so liegt und ich doch eher mechanisch interessiert bin. Dann gab es noch die Wahl zwischen Holz und Metall und da die meisten interessanten Schreinereien eher im Schwarzwald liegen, fiel die Wahl dann doch auf den Industriezweig und die Metallverarbeitung. Um ehrlich zu sein, wusste ich damals noch nicht so richtig, was ich machen will. Da ich finde, dass man im Alter von 16 Jahren in der Realschule viel zu jung dafür ist, um sich entscheiden zu müssen, was man denn später machen möchte. Aber grob wusste ich ja, wo meine Stärken liegen und so habe ich mich für den Beruf des Industriemechanikers entschieden.
2. Welche Eigenschaften/Stärken sollte man mitbringen, wenn man in diesem Beruf erfolgreich sein will?
Man sollte handwerklich begabt sein und nicht gerade zwei linke Hände haben. Räumliches Vorstellungsvermögen ist von Vorteil, doch auch Kreativität und Genauigkeit spielen eine große Rolle, vor allem als Feinwerkmechaniker. Aber auch als normaler Industriemechaniker arbeitet man z.T. im µ-Bereich. Zuverlässigkeit und auch die Bereitschaft Schichtarbeit zu leisten, sollte man mitbringen, da einige Jobs als Industriemechaniker dies voraussetzen. Mathematik und Physik spielen auch eine Rolle. Vom IHK Level her, ist die Ausbildung als Industriemechaniker auch eine der anspruchsvolleren mit 3 bis 3,5 Jahren. Ebenso sind Sprachkenntnisse in Englisch von Vorteil, da man später zum Beispiel auch als Servicetechniker mit Einsätzen im Ausland arbeiten kann.
3. Welchen Schulabschluss muss man mitbringen, um den Beruf erlernen zu können?
Voraussetzung für diesen Beruf sind ein regulärer Realschulabschluss oder ein Realschulabschluss auf zweitem Bildungsweg (Abendschule, Kolleg, etc.). Mit einem Hauptschulabschluss kann man den Beruf als Maschinen- und Anlagenführer erlernen. (IHK Level liegt dabei unter dem des Industriemechanikers und erfordert eine Ausbildung von 2 – 2,5 Jahren).
4. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in diesem Beruf aus?
Einen typischen Berufsalltag gibt es so gesehen nicht, da es immer drauf ankommt, was die jeweilige Firma macht, produziert oder an Dienstleistungen anbietet. Der Beruf als Industriemechaniker ist sehr vielseitig, da man in sehr vielen Bereichen arbeiten und eingesetzt werden kann. Durch einen Abteilungsdurchlauf in meiner Ausbildung konnte man diverse Bereiche, wie z.B. die Montage, die spanende Fertigung, die Instandhaltung, den Betriebsmittelbau, die Blechfertigung und diverse andere Abteilungen kennenlernen, was sehr hilfreich für die spätere Bereichswahl war. Aktuell arbeite ich als Instandhalter, was meiner Meinung nach einer der vielseitigsten Bereiche ist, in denen man arbeiten kann. Mein Tagesablauf beginnt als erstes mit der Schichtübergabe, in der ich von der vorherigen Schicht alle relevanten Infos erhalte, die aktuell wichtig sind. Wenn etwas ansteht, z.B. Reparaturen an einer Anlage oder Vorbereitungen für die Inbetriebnahme einer Maschine, als auch noch anstehende Probleme und Störungen, werden diese Aufgaben durch unseren Schichtleiter an das dafür geschulte Personal vergeben. In meinem Bereich arbeiten Elektriker, Mechaniker, Mechatroniker und SPS Fachkräfte. Es kann also schnell mal hektisch werden, wenn fertigungsrelevante Maschinen oder Anlagen stillstehen. Deshalb ist es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren und die Probleme sorgfältig, aber zügig zu lösen. Wenn nichts ansteht, schauen wir nach den Anlagen, ob Elemente beschädigt sind oder einen ungewöhnlich hohen Verschleiß aufweisen. Ebenso wird geschaut, ob an den Anlagen Optimierungen bzw. Anpassungen notwendig sind. Ebenso gibt es eine Störstatistik, die regelmäßig mit unserem Objektleiter besprochen wird. Sogenannte ,,Anlagekrankheiten“ gibt es fast in jedem Bereich. Hier wird sortiert, welche Störung Priorität hat und demnach wird Stück für Stück nach der Fehlerursache geschaut. Die Werkzeugpflege und die Ersatzteilbestellung ist auch ein wichtiger Punkt, da man in einem Notfall ziemlich blöd dasteht.
5. Wohin wird sich der Beruf im Hinblick auf die nächsten 5 Jahre deiner Meinung nach entwickeln?
Der Beruf des reinen Industriemechaniker stirbt so langsam aus, wird aber nie so ganz verschwinden. Der Trend, durch die Digitalisierung und das Voranschreiten der Technik, geht immer mehr hin zum Mechatroniker, da der elektronische Part immer mehr an Wichtigkeit gewinnt. Es wird aber trotzdem weiterhin viel Mechanik geben, die montiert werden wird und gewartet werden muss. In vielen Firmen gibt es auch noch sehr alte Maschinen, die kaum Elektronik beinhalten. Abschließend denke ich, dass der Beruf des Industriemechanikers nicht gänzlich aussterben wird. Allerdings wird der Trend künftig eher zum Beruf des Mechatronikers tendieren.
Tim, 27 Jahre alt